Immer mehr Betreiber von PV-Anlagen spielen mit dem Gedanken, ihr (zukünftiges) E-Auto mit dem eigenen Solarstrom zu laden. Aber macht das in jedem Fall Sinn? Hier erfahren Sie es!
Geschrieben von Armin Hirschfeld
Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024
Sobald Sie anfangen, Ihr Energiekonzept für Ihr Eigenheim zu ändern, hört es oftmals nicht bei der PV-Anlage auf, sondern es werden weitere Bereiche umgestellt. Genau wie der Betrieb einer Wärmepumpe mit Solarstrom interessanter wird, kann auch der Umstieg auf ein Elektrofahrzeug eine rentable Investition sein.
Wir klären Sie in diesem Beitrag darüber auf, was beim Laden eines E-Autos über die Photovoltaikanlage alles zu beachten ist und geben Ihnen einen Überblick, wann sich die Konstellation mit E-Fahrzeug und PV-Anlage lohnt.
Das sogenannte Überschussladen ist die gängige und wirtschaftlichste Methode, um ein E-Auto kostengünstig zu laden. Ein Auto wird also nicht sofort geladen, wenn es an die Wallbox angeschlossen wird, sondern nur dann, wenn die Solaranlage Überschüsse produziert. Das funktioniert ungefähr so:
Ihre Solaranlage produziert Strom. Dieser Strom wird zum Teil oder vollständig im Haushalt verbraucht. Benötigt Ihr Haushalt weniger Energie als gerade produziert wird, kommt es zu Überschüssen bei der Energieerzeugung. Der Überschuss wird von Ihrem Wechselrichter erkannt und die Wallbox fängt an, das Auto zu laden. Das Auto wird nur so lange geladen, wie ein Überschuss vorhanden ist, also bis der Haushalt wieder mehr Strom zieht als von der PV-Anlage produziert wird.
Die Zeiträume der Überschüsse sind immer unregelmäßig und ein E-Auto wird in der Regel damit nicht vollständig geladen. Deshalb spricht man bei dieser Vorgehensweise auch vom sogenannten “Teilladen”, weil immer nur ein Teil des maximal möglichen geladen wird. Die Ladestände reichen meistens trotzdem aus, um die benötigten Streckenabschnitte ohne zusätzliches Laden befahren zu können.
Bisher war der normale Vorgang, Überschüsse in das öffentliche Netz einzuspeisen. Lag der Vergütungssatz im Jahr 2010 noch bei über 30 ct/kWh, so ist diese seitdem stark gesunken liegt mittlerweile bei weniger als 7 ct/kWh. Umgekehrt sind die durchschnittlichen Strompreise stark gestiegen und liegen vielerorts zwischen 30 und 35 ct/kWh. Seitdem die Netzeinspeisung für neue Anlagen fast nichts mehr bringt und Netzstrom so teuer geworden ist, muss man sich Alternativen überlegen, wie im Energiehaushalt klug wirtschaftet.
Die aktuelle Entwicklung geht in eine Richtung mit möglichst hohem Eigenverbrauch. Deswegen gewinnen die Themen Wärmepumpe, Stromspeicher und E-Auto an immer mehr Relevanz. Die Nutzung dieser Komponenten setzt einen erhöhten Eigenverbrauch voraus. In Zukunft wird also immer stärker darauf geachtet, wie man den eigenproduzierten Strom auch selber einsetzen kann.
Bei neuen Inbetriebnahmen von Anlagen lohnt sich also das Überschussladen eines E-Autos, sofern vorhanden, deutlich mehr als die Einspeisung. Ältere Anlagen profitieren von einer höheren Einspeisevergütung und es sollte geprüft werden, was sich besser für Sie rentiert. Nutzen Sie dafür unseren Hausguru Rechner für die Einspeisevergütung, um einen Überblick zu den konkreten Zahlen zu bekommen. Natürlich sind darüber hinaus die Anschaffungskosten für das E-Fahrzeug in die Rechnung mit einzubeziehen.
Ein häufiger Wunsch von Hausbesitzern ist das Laden ihres E-Autos aus dem Stromspeicher. Natürlich ist es ein attraktiver Gedanke, zeitlich unabhängig den Stromspeicher mit PV-Strom zu beladen und dann flexibel für das Laden des Fahrzeugs zu nutzen. Dabei ist das Laden eines E-Autos aus dem Speicher in Wirklichkeit leider unwirtschaftlich.
Warum? Schauen wir uns dazu die Speichergrößen mal im Verhältnis an: Ein Tesla Model 3 hat eine Batteriekapazität von 60 kWh. Eine gängige Speichergröße eines häuslichen Stromspeichers beträgt etwa 10 kWh. Belade ich das Auto aus dem Speicher bekomme ich erstens das Auto nicht mal ansatzweise voll, habe Verluste bei Entladen des Stromspeichers und Beladen des E-Fahrzeugs und darüber hinaus auch keine Reserven mehr für Stromverbräuche in der Nacht. Aus diesem Grund ist der wirtschaftlichste Weg das Laden des E-Autos mit überschüssigem Strom, nachdem der Stromspeicher bereits gefüllt wurde.
Der Stromspeicher versorgt alle elektrischen Verbraucher im Haushalt, wenn die Solaranlage gerade keinen Strom liefern kann. Ist der häusliche Stromspeicher leer, weil der Batteriespeicher vom Auto geladen wurde, muss teurer Strom aus dem Netz bezogen werden. Das lohnt sich nur, wenn Sie tatsächlich nach dem Laden mit dem Auto fahren. Andernfalls fällt es in die Kategorie “rausgeschmissenes Geld”.
Das Laden des Stromspeichers sollte also priorisiert werden. Erst wenn der Stromspeicher voll ist, wird das E-Auto geladen. So können Sie sichergehen, genug Strom für den Haushalt zu haben und darüber hinaus mit den Überschüssen das E-Auto laden, statt es ins Netz einzuspeisen.
Übrigens kann ein Batteriespeicher von einem E-Auto als Stromspeicher für das Hausnetz verwendet werden. Ja, das geht wirklich! Vollelektrische Autos haben größere Batterien als die meisten Stromspeicher und können mit modernen Systemen wie z.B. OpenWB.
Somit können Sie sich somit die Anschaffungskosten für einen Stromspeicher sparen. Als Nachteil ist die höhere Belastung der Autobatterie zu nennen, die durch das häufigere Be- und Entladen auftritt.
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Bei kleinen Solaranlagen oder generell zur Winterzeit kommt es selten bis gar nicht zu Überschüssen, die zum Laden eines E-Autos genutzt werden können. Um nicht auf das Elektrofahrzeug verzichten oder teuren Netzstrom einkaufen zu müssen, kann ein dynamischer Stromtarif als Ergänzung genutzt werden.
Die Preise für Energie an der Strombörse ändern sich stündlich. Strompreise können in der Nacht auf unvorstellbare 10 ct/kWh fallen. Die meisten können sich das gar nicht vorstellen, weil sie einen Stromtarif mit festen Preis auf ihre Verbräuche haben.
Ein dynamischer Stromtarif kann eingesetzt werden, indem man eine bestimmte Preisschwelle festlegt. Wenn dieser Kostenpunkt an der Strombörse unterschritten wird, startet die Wallbox automatisch mit dem Ladevorgang. So laden Sie Ihr E-Auto zu Niedrigpreisen, ohne auf Ihre Solaranlage angewiesen zu sein.
Betreiben Sie eine Solaranlage mit 10 kWp oder mehr, ist von Überschüssen auszugehen, ausreichend groß um ein E-Auto damit zu versorgen. 7500 km an Reichweite nur durch das Überschussladen sind nichts ungewöhnliches. Wichtig ist die richtige Lademethode, also genau zu wissen, wann man laden sollte und wann nicht.
Bei kleineren Solaranlagen ist das Laden eines elektrisch betriebenen Fahrzeugs eher ungeeignet, weil dann entweder der Strom nicht für den Hausbedarf ausreicht oder der Stromspeicher nicht gefüllt werden kann. Auch wenn Sie vielleicht den Strom für das E-Auto nicht aus dem Netz ziehen müssen, muss das für den Betrieb des Haushalts geschehen.
Das Laden vom E-Auto mit Solarstrom ist eine höchst emotionale Frage für Hausbesitzer mit PV-Anlage, weil es sich einfach toll für sie anfühlt, ein Auto mit Strom vom eigenen Dach zu betreiben (Stichwort Autarkie). Aber auch wirtschaftlich gesehen ist das Laden mittels der Überschüsse spannend als Alternative zur Netzeinspeisung.
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