Kann ich wirklich Stromkosten sparen mit dynamischen Stromtarifen? Wir zeigen Ihnen alles Wichtige zu Kosten, Anforderungen und mögliche Anbieter.
Geschrieben von Armin Hirschfeld
Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024
Immer mehr Hausbesitzer entscheiden sich für einen dynamischen Stromtarif, um ähnlich wie bei der Direktvermarktung, von schwankenden Preisen an der Strombörse zu profitieren. Über einen längeren Zeitraum können einige Haushalte dadurch mehrere hundert Euro pro Jahr an Stromkosten sparen.
Aber auch Mieter können von den Solaranlagen anderer mitprofitieren, indem sie ihren Großteil der Energie verbrauchen, wenn alle anderen ihre überschüssige Energie einspeisen.
Zwar sind keine signifikanten Umbaumaßnahmen oder technischen Anforderungen dafür notwendig, aber es kommt wie immer mit einem Preis. Wir wollen hier einmal klären, welche Einschnitte das sind, welche Vorteile es gibt und vieles mehr schauen wir uns jetzt mal gemeinsam an.
Bei einem dynamischen Stromtarif gibt es, anders als bei einem Festpreis-Stromtarif, einen Strompreis, der sich jede Stunde ändert. Das klingt erstmal verrückt, aber hat gewisse Vorzüge für einige Anwendergruppen.
Als Kunde eines solchen Angebots bekommen Sie für den nächsten Tag die festgelegten Strompreise mitgeteilt und können Ihren Verbrauch auf den kommenden Tag vorbereiten bzw. sich Ihren Verbrauch anpassen.
Der Stromversorger bekommt dann jede Stunde mitgeteilt, wie viel Energie Sie wirklich verbraucht haben und rechnet dann mit dem Strompreis zur jeweiligen Stunde ab.
Ein dynamischer Stromverbrauch ist auch für Mieter interessant, die ihren Verbrauch anpassen können und wollen, um Kosten zu sparen. Vor allem ist solch ein flexibler Stromtarif spannend für Betreiber von Photovoltaikanlagen, weil sie damit zusätzliche Flexibilität erlangen, um günstig Netzstrom einzukaufen, wenn die Solaranlage mal nicht so viel produzieren sollte.
Tagsüber bestimmt sich der Strompreis anhand von Angebot und Nachfrage. Es gibt bestimmte Tageszeiten wie der frühe Vormittag oder den Abend ab 18 Uhr bis 21 Uhr, wo aufgrund des gewohnten Tagesablaufs mehr Strom von den Menschen verbraucht wird. Weil zu diesen Zeiten mehr Strom produziert werden muss, wird dieser zusätzliche Bedarf mit höheren Kosten bepreist. Deswegen sind nachts die Stromkosten am niedrigsten.
Auf der anderen Seite wird dieser Preis auch von der Verfügbarkeit der erneuerbaren Energieerzeugung bestimmt. Wenn mehr Sonne scheint, wird mehr Solarstrom produziert. Weht stärkerer Wind, kommt mehr Windenergie ins Netz. Bei steigender Menge der erzeugten Energie zur gleichen Zeit sinkt der Strompreis.
Der Grund, warum sich vor allem Hausbesitzer für dynamische Stromverträge entscheiden, sind die niedrigeren Energiekosten. Diese sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Menschen haben also gelernt, dass es immer wieder passieren kann, dass die Stromkosten plötzlich explodieren aufgrund verschiedener Ereignisse.
Wie der Name schon sagt, ändern sich die aktuellen Strompreise ständig. Je besser man seinen eigenen Stromverbrauch an die Zeiträume mit den niedrigsten Kosten anpassen kann, desto mehr Geld wird man sparen. Das gelingt dem einen besser, dem anderen weniger. Selbst bei leichter Anpassung des Verbrauchsprofils werden schon Kosten gespart.
Neben dem grundsätzlichen Argument “Kosten sparen” ist also die zusätzliche Flexibilität bei den Ausgaben hervorzuheben. Man ist also nicht darauf angewiesen, immer einen hohen Strompreis zu bezahlen, sondern kann sich freier aussuchen, zu welchen Preisen (abhängig von der Tageszeit) man Strom nutzen möchte. Möchte man also nachts die Batterie des E-Autos mit günstigem Netzstrom laden, der kann dies mit einem solchen Stromtarif tun.
Das Gegenbeispiel dazu ist das Vermeiden der Spitzenpreise am Vormittag und Abend. Zu diesen beiden Zeiträumen sind die Stromkosten am höchsten. Am Samstag mehr als werktags. Wer den Energieverbrauch zu diesen Zeiten meiden will und stattdessen z.B. die Waschmaschine lieber mittags laufen lässt, profitiert ebenfalls von den niedrigeren Kosten, die nur ein dynamischer Stromtarif liefern kann.
Jetzt Angebote für eine PV-Anlage einholen
Bei einigen Anbietern zahlen Sie einen monatlichen Fixpreis, der zwischen 10 und 20€ liegt. Nutzen Sie einen Energieversorger wie Tibber und haben noch keinen Smartmeter mit Gateway, müssen Sie weitere Kosten von ca. 100€ für die technische Nachrüstung einplanen. Die verbrauchte Energie wird dann mit dem jeweiligen Preis pro Kilowattstunde abgerechnet, welcher sich an den Preisen an der Strombörse orientiert. Auf diesen Preis werden Steuern und Abgaben aufgeschlagen. Das ist ganz normal und passiert auch bei Stromverträgen zum Fixpreis. Der endgültige Strompreis liegt dann meistens zwischen 30 und 10 Cent pro kWh, je nach Anbieter, Zeitpunkt und anderen Faktoren.
Damit man einen dynamischen Stromtarif nutzen kann, muss man einige technische Voraussetzungen erfüllen, die sich auf den Stromzähler beziehen. Damit ihr Anbieter für die dynamischen Stromtarife, Ihnen je nach aktuellem stündlichen Strompreis günstigen Strom verkaufen kann, muss dieser wissen, wie viel Strom sie tatsächlich verbraucht haben.
Hier einmal die verschiedenen Zähler-Varianten und Ihre Eignung für dynamische Stromverträge aufgeführt:
Drehscheibenzähler (Ferraris Zähler): nicht geeignet, weil man nicht so sehr davon profitieren kann, da der Strom nicht stündlich abgerechnet werden kann. Verbräuche müssen manuell eingetragen werden. Ein Vertragsabschluss ist zwar möglich, aber es wird der Durchschnitt im Monat abgerechnet, also kann man von den täglichen Schwankungen nicht profitieren.
Digitaler Stromzähler: Kann mit dynamischen Stromtarifen verwendet werden, solange die Daten über eine Infrarot-/LED-Schnittstelle ausgelesen werden können. Dafür gibt es spezielle Strom-Tracker, die am digitalen Stromzähler angebracht werden können. Diese können dann die Verbräuche auslesen und etwa einer App zur Verfügung stellen.
Smartmeter mit Gateway: Diese Geräte sind am besten geeignet für dynamische Stromtarife, weil sie dem Netzbetreiber bzw. Stromanbieter mitteilen können, wie hoch die aktuellen Verbräuche sind.
In Deutschland sind nach wie vor viele alte Zähler verbaut, weshalb nicht jeder Haushalt für einen dynamischen Stromtarif geeignet ist. Für den Wechsel der Stromzähler ist der Netzbetreiber verantwortlich. Ist für diesen der Zeitpunkt eines Wechsels noch nicht erreicht, kann es also länger dauern, bis ein moderner Stromzähler eingebaut wird. In Zukunft wird es möglich sein, auf eigene Kosten einen Stromzähler einzubauen und diesen innerhalb von 4 Monaten vom Netzbetreiber installieren zu lassen.
Ab 2025 sind alle Energieversorger verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Allerdings stechen schon jetzt einige Anbieter besonders aus der Masse hervor, weil sie sich in der Photovoltaikbranche etabliert haben und bei den Anwendern sehr beliebt sind.
Besonders ist hier Tibber hervorzuheben, weil diese nicht nur den Betrieb über einen Smartmeter (mit Gateway) anbieten, sondern auch über einen digitalen Stromzähler. In Deutschland trifft das auf die meisten Haushalte zu, weil die Smartmeter erst jetzt richtig im Kommen sind. Es kommt bei dynamischen Stromtarifen nämlich auch stark auf die Nutzbarkeit im Alltag an, um wirklich davon profitieren zu können.
Alternativen zu Tibber, also Anbieter dynamischer Stromtarife, sind 1komma5°, Ostrom und Entega. Die Firma 1komma5° fährt einen ganzheitlichen Ansatz, wodurch der dynamische Stromtarif ein Teil eines Gesamtzkonzepts ist. Bei Ostrom und Entega handelt es sich um reine Energieversorger, über die man einen Stromvertrag mit wechselnden Preisen nutzen kann. Voraussetzung ist aber hier wie gesagt ein Smartmeter mit Gateway. Es muss also im Zweifel nachgerüstet werden.
Für viele Betreiber von Photovoltaikanlagen ist ein dynamischer Stromvertrag gerade in Kombination mit einem Stromspeicher besonders interessant. Das liegt an dem Gedanken, dass man ja einen Stromspeicher gerade zur kalten Jahreszeit mit günstigem Netzstrom laden kann, weil zu dieser Zeit die Solaranlage den Speicher in der Regel nicht komplett voll machen kann.
Das muss aber nicht immer zwingend nur im Winter passieren, sondern es gibt auch einzelne Situationen in den anderen Jahreszeiten, wo das Laden des Stromspeichers mit Netzstrom interessant werden kann, z.B. an bewölkten und windigen Tagen oder bei negativen Strompreisen (ich erhalten Geld für das Beziehen von Netzstrom).
Hier muss man immer einberechnen, dass man 20-30% Verluste beim Laden und Entladen hat. Will man nämlich Strom sparen durch das Laden vom Stromspeicher mit Netzstrom, muss man die Kosten für die Verluste, also den zusätzlich gezogenen Strom, einkalkulieren.
Auch kann es sein, dass der Speicher dann mit Netzstrom vollgeladen wird und man den kostenfreien Solarstrom nicht nutzen kann, der weiter produziert wird. Sie müssen Ihren Verbrauch also vorausschauend einplanen, ansonsten verursachen Sie im schlimmsten Fall mehr Kosten als mit einem Festpreis-Stromvertrag. Das intelligente Regeln der Lasten ist also sehr wichtig bei der Nutzung von dynamischen Stromtarifen.
Zwar wird man diese Option sicher nicht die ganze Zeit nutzen, aber alleine zu wissen, dass es sie gibt, macht es doch ganz interessant für PV-Anlagenbetreiber, einen dynamischen Stromtarif zu haben.
Ab gesehen von der Tatsache, dass man einen dynamischen Stromtarif nur richtig nutzen kann, wenn man mindestens einen digitalen Stromzähler hat, lohnt sich ein dynamischer Stromtarif nur für diejenigen wirklich, die ihren Stromverbrauch an die Veränderungen der Strompreise im Markt anpassen können und wollen.
Ähnlich wie bei der Direktvermarktung ist die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs mit der Veränderung des Lebensstils verbunden, sofern Sie von den Sparpotentialen profitieren wollen. Hausbesitzer mit Stromtarifen sind dafür bekannt, dass sie jeden Tag mindestens 3 mal aufs Handy schauen, um ihren Energiehaushalt vorausschauend zu planen. Man muss also Spaß daran haben und die Zeit dafür aufbringen können.
Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich nur, wenn man die Lasten an die wechselnden Kostenpunkte anpasst. Man muss es also wirklich nutzen. Ansonsten ist es schwer, vorauszusagen, wie hoch die Stromrechnung sein wird und es wird schnell undurchsichtig.
Hausguru verfügt deutschlandweit über Solarfachbetriebe, welche Ihnen für eine Angebotsstellung zur Verfügung stehen. Somit finden Sie ganz einfach eine Fachfirma für Ihre Solaranlage.
Im kostenfreien Angebotsvergleich von Hausguru bekommen Sie unverbindliche Angebote von Fachfirmen, welche die gefragte Dienstleitung bei Ihnen erbringen können. Am Ende entscheiden Sie, wen Sie wählen.
Mehr ansehen